Bestimmungsschlüssel für die möglichen im Handel vorkommenden
Ohrgitter – Harnischwelse (Otocinclus)


Die Artbestimmung der Otocinclen ist nach wie vor kompliziert. Erschwerend kommt noch hinzu, dass die doch häufigen Umklassifizierungen es nicht einfacher machen. Schaefer hat mit seiner Arbeit einen wesentlichen Beitrag geleistet, Licht in die Klassifizierung sowie deren Artzugehörigkeit zu bringen (Schaefer, S. A. 1997). Basierend auf diese Arbeit wurde auf www.otocinclus.de eine Zusammenfassung zur Artbestimmung der Otocinclen verfasst (Schmitt, R. 2004). Diese ist nun die Grundlage für den im Anschluss erstellten Bestimmungsschlüssel.
Es wird oft kaum möglich sein, alle Otocinclen bis zur Art zu identifizieren. Ich beschränke mich nur auf die für den Normalaquarianer möglichen Mittel, ohne Tiere dabei zu mikroskopieren ect. Erschwerend wird sein, dass auch Arten (Otocinclus spec.) vorkommen können, die noch nicht beschrieben wurden sind.
Ich beziehe mich beim Bestimmen nur auf die zurzeit klassifizierten Arten der Gattung Otocinclus. Häufig werden noch Arten unter dieser Gattung benannt, die durch eine Umklassifizierung anderen Gattungen zugeordnet wurden
(Siehe auch Taxonomie).


Somit verbleiben 16 gültige Arten und 6 vorläufig zugeornete Arten in der Gattung Otocinclus:

Gattung Otocinclus
Typusart: Otocinclus vestitus
  gültige Arten   unbeschriebene Arten,
  vorläufig zugeordnet

  Otocinclus batmani Lehmann A., 2006
  Otocinclus sp. “Amapá”
  Otocinclus bororo Schaefer, 1997
  Otocinclus sp. “Guapó”
  Otocinclus caxarari Schaefer, 1997
  Otocinclus sp. “Rio do Peixe”
  Otocinclus cocama Reis, 2004
  Otocinclus sp. “Rio Ucayali”
  Otocinclus hasemani Steindachner, 1915
  Otocinclus sp. “Rondônia”
  Otocinclus hoppei Miranda Ribeiro, 1908
  Otocinclus sp. “Xingú”
  Otocinclus huaorani Schaefer, 1997
  Otocinclus negros sp. “Paraguay”
  Otocinclus macrospilus Eigenmann & Allen, 1942
  
  Otocinclus mangaba Lehmann, P.A., F. Mayer und R.E. Reis, 2010
 
  Otocinclus mariae Fowler, 1940
 
   
  Otocinclus mura Schaefer, 1997
 
  Otocinclus tapirape M. R. Britto / C. R. Moreira, 2002
 
  Otocinclus vestitus Cope, 1872
 
  Otocinclus vittatus Regan, 1904
 
  Otocinclus xakriaba Schaefer, 1997
 



Ebenso 2 gültige Arten und eine vorläufig zugeornete Art in der Gattung Macrotocinclus:

Gattung Macrotocinclus
Typusart: Macrotocinclus affinis
  gültige Arten   unbeschriebene Arten,
  vorläufig zugeordnet

  Macrotocinclus affinis Steindachner, 1877
  Macrotocinclus sp. “Sao Paulo”
  Macrotocinclus flexilis Cope, 1894
 



Die gültigen Arten der Gattung Otocinclus und Macrotocinclus wurden bei der Artbestimmung berücksichtigt.
Die noch unbeschriebenen Arten habe ich in dem Bestimmungsschlüssel nicht berücksichtigt bis auf O. "negros" spec. Paraguay

Die häufigsten Arten im Handel wären O. macrospilus, O. hoppei, O. vittatus und O. cocama. Allen anschein nach kommen O. mariae sowie O. huaorani häufiger im Handel vor als man denkt.

Abschließend möchte ich darauf hinweisen, das eine genaue Artbestimmung nur über anatomische Merkmal möglich ist. Dies würde in den meisten Fällen eine Tötung der Tiere voraussetzen, um z.B. Zähne und Schuppen zu zählen. Darum kann dieser Bestimmungsschlüssel nur einen gewissen Anhaltspunkt zu Artgehörigkeit geben, da nur optisch erkennbare Merkmale Verwendung finden.

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Bestimmungsschlüssel:


1 – mit Fettflosse Gattung Parotocinclus z.B. P. jumbo (LDA 25 bekannt auch als Pitbull Harnischwels)

1 – vorwiegend braun mit deutlich erkennbarem Iris-Divertikel und ohne Lateralstreifen
/Abb. 1 + 2
Kleine Braune Oto (KBO), der sogenannte Otothyropsis piribebuy alias O.“ negros“ sp. paraguay ( LG2 ) bzw. die zum verwechseln ähnlichen Arten der Gattung Hisonotus (z.B. H. notatus, H. paulinus) ect.

1 – mit zebraartigen Querstreifen /Abb. 3 O. cocama (ehemals O. zebra)
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1 – ohne braun oder zebraartigen Querstreifen    2


Abb. 1: Otothyropsis piribebuy

Abb. 2: Iris-Divertikel



Abb. 3: O. cocama


2 – mit großem rundem Schwanzwurzelpunkt
/Abb. 4 + 5
   3

2 – ohne großem rundem Schwanzwurzelpunkt
/Abb. 6 + 7
   5

2 – mit Iris-Divertikel
/Abb. 2
   6

2 – mit Iris-Divertikel und / oder mehrfach unterbrochenem Lateralstreifen und / oder dreieckige Pigmentierung an der Basis der Rückenflosse    7

        
Abb. 4 + 5: Schwanzwurzelpunkt rund

Abb. 6 + 7: Schwanzwurzelpunkt nicht rund


3 – Lateralstreifen durchgängig von Maul über Schwanzwurzelpunkt bis zum Caudalmuster, gesamter Körper mit größeren Odontoden als bei anderen O.
/Abb. 8 + 9


O. mariae
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3 – Lateralstreifen endet im Schwanzwurzelpunkt, oft schon kurz davor unterbrochen
/Abb. 4 + 5
   4

 
Abb. 8 + 9: O. mariae


4 – Oberseite grob gefleckt, Flecken können bei dunkleren Tieren schlechter zu sehen sein. Lateralstreifen wirkt an den Kanten unruhig.
/Abb. 10


O. macrospilus Hinweis:

Bei sehr dunkel gefärbten Tieren ist eine Verwechslung beider Arten möglich.


4 – Oberseite nicht gefleckt, einfarbig grau braun
/Abb. 11
O. hoppei
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Abb. 10: O. macrospilus Abb. 11: O. hoppei


5 – Lateralstreifen ist bis zum Schwanzwurzelpunkt durchgezogen. Schwanzwurzelpunkt ist rautenförmig. Rückenmuster ist zum Ende hin hochgezogen
/Abb. 12


O. vittatus /
O. vestitus
Sie sind nur anhand der Anzahl der Zähne zu unterscheiden.

O. vittatus, maxilar: 25 / mandular: 20

O. vestitus, maxilar: 14 - 19 / mandular: 11 - 17



5 – Lateralstreifen ist durchgezogen vom Maul über Schwanzwurzelpunkt und endet im Caudalmuster. Der Schwanzwurzelpunkt besteht aus zwei mehr oder weniger dreieckigen Flecken.
/Abb. 13


O. huaorani

 
5 – Lateralstreifen ist breit über den Schwanzwurzelpunkt bis zum Caudalmuster durchgezogen. Schwanzwurzelpunkt ist halbrund in ungefährer Breite des Lateralstreifen.
/Abb. 14 + 15


O. caxarari /
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O. mura

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Beide lassen sich nur anhand der Anzahl der Lateralschuppen unterscheiden:

O. mura 24
O. caxarari 25



5 – eindeutige Zeichnung des Schwanzwurzelpunkts, Lateralstreifen bis zum Caudalmuster
/Abb. 16
O. bororo
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Abb. 12: O. vittatus Abb. 13: O. huaorani
  
 Abb. 14: O. caxarari


Abb. 15: O. mura Abb. 16: O. bororo

6 – Iris-Divertikel, gleichbleibender breiter Lateralstreifen bis in die Schwanzflosse

O. hasemani
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Abb. 17: M. affinis

6 – Iris-Divertikel, besitz als einziger kein W-förmiges Caudalmuster sowie keine Caudalpigmentierung O. tapirape
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6 – Iris-Divertikel, blasse Erscheinung, besitzt vor der Rückenflosse noch einen kleinen sichtbaren "Dorn„ der schräg nach hinten zeigt
/Abb. 17




M. affinis


7 – Iris-Divertikel im Ansatz vorhanden, Rücken olive-grün bis beige mit reflektierender goldfarbenen Pigmenten in der zweiten Schicht.

O. xakriaba
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7 – Iris-Divertikel, Schwanzwurzel sehr schwach pigmentiert.
/Abb. 18

Fotolink
M. flexilis










Ich hoffe, dass man mit diesem Bestimmungsschlüssel die Artzugehörigkeit etwas lüften kann. Bei Fragen, Kritik oder Korrekturen kann man mich ohne weiteres kontaktieren: otocinclus(at)remowiechert.de


weiterführende Links:

Referenzen:
  • Schaefer, S. A. 1997
    The neotropical cascudinhos: Systematics and biogeography of the Otocinclus catfishes (Siluriformes: Loricariidae)
    Proceedings of the Academy of Natural Sciences of Philadelphia 148: 1-120

  • Schmitt, R. 2004
    Ohrgitterharnischwelse: Otocinclus – Artenbeschreibung in www.aquarium-forum.at veröffentlicht sowie www.otocinclus.de



  • Taxonomie
    www.L-Welse.com
Copyrighthinweis:
Beitrag © 2006 Remo Wiechert
mit freundlicher Unterstützung von Rainer Schmitt

© Fotos:
Macrotocinclus affinis, Otocinclus mariae – Rainer Schmitt
Otocinclus cocama – Thomas Knöfel
Otocinclus mariae – Nadine Florack
Bilder der Fotolinks – http://israquarium.co.il
restliche Fotos – Remo Wiechert

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