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Ursachen der Problematik beim Einsetzen von Otocinclen (Ohrgitter-Harnischwelsen) |
- meine Meinung zur Problematik der Stressempfindlichkeit bei der Eingwöhnung -
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Otocinclus macrospilus
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Otocinclen sind gegenüber anderen Fischen besonders stressanfällig. Beim Einsetzen sollte
man besonders vorsichtig sein. Gerade in den ersten zwei Wochen sterben viele während der Eingewöhnung. Haben
sie diesen Zeitraum überlebt, stehen die Chancen gut, auch alt zu werden. Das Becken sollte, wenn möglich,
schon längere Zeit eingefahren sein. Ich denke, dass gerade die schon gut gewachsenen Pflanzen den Tieren ein
Gefühl von Sicherheit geben und sie sich so in Ruhe zurückziehen können. Der dann schon vorhandene Besatz hat
sich auch schon eingelebt und Unruhen durch Rangordnungen und Revierstreitigkeiten sind seltener. Ebenso steht
genug Aufwuchs als Nahrungsquelle zur Verfügung.
Die allgemeine Meinung, Otos einzugewöhnen, geht deshalb dahin, sie über einem längeren Zeitraum an die
Wasserwerte anzupassen ( www.welse.net ).
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Otocinclus akklimatisieren von Frank Platzbecker
"Der Otocinclus reagiert sehr stark auf Änderungen des Wasserwertes und auf Streß.
Das Umsetzen in ein anderes Becken mit anderen Wasserwerten ist einer der lebensgefährlichen Momente im
Dasein des Otocinclus. Händler und andere Aquarianer berichten, daß bei größeren Wasserwechseln, die die
Wasserwerte im Becken verändern, auch nach Eingewöhnung Ausfälle zu beklagen sind."
Zitat aus www.welse.net
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Ich halte eben die örtlichen Veränderung und den daraus folgenden Stress für viel
gefährlicher, als die Wasserwerte, was nicht heißen soll, diese zu vernachlässigen. Otocinclen sind durch
ihren natürlichen Lebensraum an periodisch unterschiedlichem Wasserwerte gewöhnt. Dies zeigt auch z.B. die
Verträglichkeit der unterschiedlichen PH-Werte von 4,3 - 7,5 (
Rainer Schmitt, 2004). Eine Erklärung wären z.B.
die Regenzeiten in den Regionen, wo sie leben und sich dann blitzartig die Wasserwerte ändern, aber eben nicht
die Umgebung. Damit meine ich nicht die großen Ströme, sondern eher die Nebenflüsse. Sie sind ja auch nicht
umsonst befähigt, atmosphärische Luft zu veratmen. Was darauf schließt, dass sie zur Trockenzeit auch in den
kleinsten Tümpeln überleben können, wo eben bei der Regenzeit diese schnell mit Frischwasser "überrannt"
werden (Venezuelanisches Tagebuch: Teil 13:
Rio Santo Domingo/Rio Tinaco Teil 1 von Shane Linder). Ebenso sind Otos stark sozial orientiert.
Das heißt, bei 10 Otos wird es weniger bis keine Ausfälle geben als bei nur 2-4. Wobei eigentlich 6 Tiere mindestens gehalten werden sollten.
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Ursachen zum Oto -Sterben während der Eingewöhnung:
- Stress, ausgelöst durch schnellwechselnde Umgebung
- schlechte Kondition der Tiere beim Händler (Futterzustand)
- Verhungern, ausgelöst durch Verletzung der Odontoden im Maulbereich (Kescherfang)
- unterschiedliche Oto-Arten sind sehr wahrscheinlich auch unterschiedlich stressresistent
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zu Punkt 1:
- vom Fänger zur Fangstation
- von der Fangstation nach Manaus
- von Manaus nach Europa
- von zentraler Ankunftsstelle zum Großhändler der einzelne europäischen Länder
- von dort zum Einzelhandel
- vom Einzelhändler in Transporttüte
- von Transporttüte in Eimer
- vom Eimer ins Becken
Es sind einfach zu viele Ortsveränderungen, wobei die Punkte 5 bis 8 für uns die schwerwiegendsten sein dürften.
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zu Punkt 2:
- zu junge oder alte Tiere (wer weiss es genau)
- Tiere mit schon verletzten Odontoden im Maulbereich (verhungern)
- Fangmethode
- Hälterung- und Transportdauer (alle Otos werden zentral von Südamerika in Manaus gesammelt und verschickt)
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zu Punkt 3:
verursacht durch einen selbst bzw. den Händler. Vorbeugend sollte man immer ein sehr feinmaschiges Netz nehmen.
Beim Anpassen an die Wasserwerte die Tiere in der Transporttüte lassen und es in dieser vornehmen.
Eine gute Erklärung, die das Sterben auf Verhungern zurückführt, findet man hier:
Futtermangelhypothese Dies würde auf jedenfall
den Punkt zur schlechten Kondition des Ernährungszustands der Tiere erklären.
So sieht ein gut genährter Otocinclus aus.

Dieses Tier ist schon 1 1/2 Jahre bei mir im Becken. Gut zu erkennen, der runde "Erbsenbauch",
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zu Punkt 4:
Die Otos werden in Manaus alle gemischt Gehältert. Das heißt der O. macrospilus schwimmt neben O. hoppei,
O. vittatus, O. mariae, O. vestitus und wer weiss neben was für Arten noch. In den Zielländern werden diese
selten bis gar nicht auseinander sortiert und kommen eben gemischt in den Handel. Wer jetzt besonders gut die
Otoschwärme absucht, kann so manche Rarität finden. In den meisten Fällen aber, kann weder der Kunde noch der
Händler die unterschiedlichen Arten auseinander halten. Und so kommt es vor, das man eben O. macrospilus und
O. hoppeis gemischt kauft. Nun habe ich z.B. oftmals gehört, dass der O. macrospilus mehr Stress verträgt als
der O. hoppei.
Ein Beispiel:
- gekaufter Ototrupp 8 Tiere (6 x O. macrospilus, 2 x O. hoppei)
- zwei Tiere sterben, 6 bleiben am Leben
Keiner weiss warum.
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Hier mal die drei häufigsten Arten, die es im Handel zu kaufen gibt:
Otocinclus macrospilus:

Otocinclus hoppei:

Otocinclus vittatus:

Eine Art, die scheinbar immer häufiger in unseren AQs anzutreffen ist.
Otocinclus huaorani:
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Auswertung einer Umfrage zur Ausfallrate bei unterschiedlich langer Anpassung an die Wasserwerte
Hierbei wollte ich wissen, bei welcher Einsetzmethode, insbesondere lange oder kurze Anpassung an die
Wasserwerte, die größte Ausfallrate zu verzeichnen ist. Dazu habe ich in 4 verschieden Foren die gleiche
Umfrage gestellt.
Benutzeranzahl der einzelnen Foren sowie abgegebene Stimmen bei Zwischenergebnis der Umfrage:
Aquarienforum: 4078 Benutzer
Aquarium-Forum: 12938 Benutzer
Biotop-forum: 870 Benutzer
L-Welse Forum: 3379 Benutzer
Abgegebene Stimmen: 172
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Ergebnis der Umfrage
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prozentuale Verteilung der Stimmen
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Das derzeitige Ergebnis (10.02.05) zeigt, dass die von Frank Platzbecker (Otocinclus akklimatisieren)
vorgeschlagene Methode zur langen Anpassung an die Wasserwerte nicht unbedingt die richtige sein muss.
Dies bestätigt mir vorerst meine These, das nicht die Wasserwerte der entscheidende Faktor sind, sondern
der Stress, den der Fisch durchlebt, halt schnellwechselnde Umgebung und die Kondition des Tieres. Ebenso
vermute ich, dass die Stressresistenz von Art zu Art unterschiedlich sein wird. Wo wieder das Problem der
Artbestimmung hinzukommt. Dazu hier ein eine vorzügliche Seite zur
Artbestimmung von Otocinclen.
Auch aus dem folgendem Zitat kann man entnehmen, das Otocinclen in der Lage sind, extreme
Wasserwerte zu überbrücken. Auch wenn man dieses Beispiel nicht verallgemeinern sollte, zeigt es, dass es geht.
Aber auch hier wird eine Anpassung von eine bis zwei Stunde angegeben.
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Argumente gegen die Stresshypothese von Dr. Jost Borcherding
"Völlig desaströser Import aus Peru kam bei mir an (unter anderem 300-400 Otos), Temperatur weniger als
10 °C, kein Sauerstoff, sicher mehr als 24 h, eher wahrscheinlich 48 h in der Tüte. Meist schon recht
milchiges Wasser, ihr wißt was das heißt. Als ich diese Tüten sah, dachte ich da kriegen wir keinen Fisch
lebend aus der Tüte (und wir reden hier von insgesamt über 1500 Fische).
Otos (wahrscheinlich O. vittatus) also langsam (1-2 h) an etwas wärmere Temperaturen in einer kleinen
Schüssel gewöhnt. Um Wasserwerte zu messen hatten wir keine Zeit, denn da waren eine Menge Fische zu
versorgen. Dann sofort in ein vorbereitetes Becken, mittlere Härte, nichts besonderes halt mein
Brunnenwasser, und darin nur ein Strumpf mit Torf.
Die folgenden Tage hatten wir schon einige Verluste (so etwa bis zu 20 pro Tag), und den Anzeichen nach recht
sicher bakterielle Probleme bei den Fischen. Als es nicht aufhören wollte mit dem Sterben hatte ich sogar
schon Tetracyclin besorgt. Die ganze Zeit haben wir aber regelmäßig jeden Tag ordentlich Wasserwechsel
gemacht. Und dann plötzlich kein einziger Ausfall mehr (ohne Antibiotika). Das war vor etwa 2 Wochen. Martin
hat sie letzte Woche gesehen, ich habe sie gestern komplett verkauft.
Wenn Otos sehr stressempfindlich wären, wären sofort ganz masiv Fische ausgefallen, denn wenn diese Behandlung
kein Stress war, dann weiß ich es nicht. Aber nein, es starben zwar welche, die aber sicherlich aufgrund
bakterieller Probleme. Nachdem die durch ständiges Wasserwechseln stabilisiert worden waren, keinerlei Probleme
mehr.
Und diese Fische hätten in meinen Becken sicher auch weiterhin sicher viel Streß gehabt, keine Einrichtung,
kein Bodengrund, kein Holz, nichts zum Verstecken........
Soviel zum Thema Stress bei Otos. Und nochmals, ich habe kein weiches Wasser, keinen pH < 6,8 keine
Temperatur über 25°. als Futter wurden vornehmlich Kaninchenpellets, Frostfutter (Daphnien, Schwarze Mülas)
und ab und zu ein paar JBL Tabs gefüttert und im Prinzip auch alles gefressen!
Liebe Grüße Jost"
Zitat aus www.welse.net
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Was bei diesem Beispiel hinzukommt, ist die Individuenstärke von 300- 400
Exemplaren. Durch die sozialen Strukturen wird natürlich das Sicherheitsgefühl in dem Schwarm gestärkt.
Interessant wäre die Überlebensrate bei kleineren Trupps und ob bei diesen Tieren Abgänge
bei späteren Haltern zu verzeichnen wäre. Immerhin beträgt die Ausfallrate mindestens 15 Prozent vor Verkauf.
Der Stress für die Tiere ist sicher eine Kombination aus verschiedenem, wie z.B. Ortsveränderung,
Ernährungszustand, Verletzungen und Transportdauer. Eine der größten Gefahren ist eben der Verkauf von
wenigen Exemplaren, die in neuer Umgebung eingesetzt werden. Sollten sie dann wenig bis gar keine Nahrung
finden und der soziale Zusammenhalt einer gewohnten großen Gruppe fehlen, wäre ein Ausfall zu erklären.
Darum auch immer die Empfehlung mindestens 6 Tiere, am besten 10 und mehr bei einem gut laufendem Becken
einzusetzen. Shane Linder schreibt auf Planetcatfish bei Shane's World Die Venezuelanische Tagebuch-Reihe in Teil 13:: Rio
Santo Domingo/Rio Tinaco:: Pint I Zitat:
"Es war möglich mit einer Schleife eines 10-Fuss-Wadenetzes, 200 Otocinclus und/oder C. habrosus
zu fangen (die zwei wurden immer gemischt)."
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Hier mal einige Tipps zur Anpassung an die Wasserwerte, wie ich es so handhabe:
Erst die Otos vom Händler kaufen, wenn sie mindestens schon zwei Wochen beim Händler sind. In dieser Zeit haben sie den
Transportstress überwunden. Ebenso haben sie gefressen und sind zu Kräften gekommen. Nur Tiere kaufen, die aktiv sind
und durchs Becken wuseln, nicht aber hektisch und nervös flüchten. Tiere, die sehr hell bis transparent sind,
leiden unter starkem Stress, das kann einem auch beim Transport passieren. Ebenso sollten die Tiere nicht
unterernährt wirken. Otos sind Gruppentiere, die sich
erst wohlfühlen, wenn es 6 noch besser 10 Tiere sind. Ab 10 Tieren zeigen sie so erst ihr wahres Wesen. Die
Anpassung an die Wasserwerte sollte nicht länger als eine Stunde dauern. Ich lasse die Tiere in der Transportüte,
man erspart ihnen damit weiteren Stress. Die Tüte lieber in einem Eimer stellen und abdecken. Wenn ich die Otos ins AQ
lasse, habe ich das komplette Transportwasser im Beutel getauscht. Ich mache dies mit einem 4/6 Schlauch. Genau
wie beim Wasserwechsel lasse ich ungefähr bis auf ein Drittel das Transportwasser ab und gebe auch auf diese
Weise das AQ-Wasser dazu. Diese Prozedur mache ich so oft, bis das Wasser mindestens einmal komplett gewechselt ist.
Das Licht mache ich nur beim Einsetzen der Otos aus. Nach einer halben bis einer Stunde mache ich es wieder an.
Die Tiere mit dem Kescher zu fangen bzw. zuvor in den Kescher zu geben, würde ich nicht empfehlen. Die
Otos besitzen so eine Art Borsten (Odontoden) am ganzen Körper, besonders im Maulbereich, welches sie sich dadurch
verletzen können. Ebenso haben sie sehr feste Flossenstrahlen. Dies kann man auf den folgenden Bildern gut erkennen
links ein
Otocinclus macrospilus
rechts ein Otocinclus vittatus:

Es besteht die Gefahr, das sie sich im Netz
verfangen. Sie dann im Guten wieder zu befreien ist sehr mühsam, zeitaufwendig und stressig für die Tiere.
An solchen Prozeduren sind schon viele eingegangen. Sie verhungern z.B. durch die Verletzungen am Maul. Händler
sagen, dass solche Tiere Todeskandidaten sind.
Das Becken selbst sollte schon eine üppige Bepflanzung aufweisen, damit sie sich zurückziehen könne. Fangen dann
einige Tiere an, das Becken zu erkunden, füttere ich mit einer Bodentablette. Das animiert sie, sich in der
Gruppe zu bewegen, zumindest hab ich damit gute Erfahrungen gemacht. Ich verwende keine Chemie für Transport
und Eingewöhnung." |
Fazit:
Schwankende Wasserwerte werden nicht
in großem Maße für die Ausfallrate der Otocinclen verantwortlich sein. Hier sind sich mehr oder wenig
Norbert Heidbüchel,
Dr. Jost Borcherding und ich einig. Der Grund
besteht mit Sicherheit aus verschiedenen Faktoren (Stress, Hunger). Die Kombination dieser wird der Hauptgrund sein.
Ebenso wird ein stundenlanges Eingewöhnen nicht unbedingt förderlich sein. Je größer der einzusetzenden Trupp und
besser die Kondition, umso geringer die Ausfallrate. Sollte durch Hunger die physischen Störungen zu groß sein,
ist ein Ausfall unvermeintlich.
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Abschließend möchte ich noch mal darauf hinweisen, das Otocinclen keine
Anfängerfische und nicht zur Erstbesetzung eines Aquariums geeignet sind. Wer sich dazu entschließt,
Otocinclen zu pflegen, sollte sich über Haltungsbedingungen und Eigenheiten vertraut machen und sie nicht als
Beifische sehen. Auch einem erfahrenem Aquarianer können bei Unkenntnis Ausfälle entstehen. Einige Fische als
"Beifische" zu bezeichnen, halte ich für eine Unsitte. Jede gehaltene Art verdient es, sich so weit wie möglich,
mit ihren Haltungsbedingungen zu befassen und diese bestmöglichst umzusetzen. In diesem Zusammenhang halte ich
Ausdrücke wie Putzerfische, Algen- und Schneckenfresser für irreführend und falsch.
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Ich möchte aber hiermit nochmals betonen, das dies meine Meinung ist, laut
dem mir zur Verfügung stehendem Material. Weitere Infos zur Otocinclen findet man auf meiner HP.
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Hier findet man die wichtigsten Informationen allgemein über die Otocinclen, eine Art FAQ:
Die wichtigsten Fragen und Antworten über Otocinclen
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Hier meine Erfahrungsberichte von einigen Arten:
O. macrospilus und O. hoppei
O. "negro" sp. paraguay oder LG2
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Ich hoffe, dass ich Einigen helfen konnte. Bei Fragen könnt ihr mich jederzeit kontaktieren. E-Mail
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